Nocht nicht ganz fertig

Mal von der Person Assange abgesehen und auch von den Vorwürfen in Schweden: wenn Manning und Assange mit wikileaks derartig vielen Leuten in diplomatischen Kreisen, beim US-Militär und der US-Administration an’s Bein gepinkelt haben, sie vor der Weltöffentlichkeit als lächerlich bzw. als brutale Kriegsmacht bloßgestellt haben, die sie ist, dann wird es unter den betroffenen Parteien einen Konsens geben:

  1. das darf nicht nochmal passieren,
  2. wikileaks muss zerschlagen werden bzw. zumindest soweit entkräftet werden, dass nie wieder jemand an die Plattform heran tritt, um Dokumente zu veröffentlichen
  3. Nachahmer sollten wissen, auf was sie sich vorbereiten müssen

wikileaks wurde der Geldhahn zugedreht, die beteiligten Personen sind zerstritten und als Einzelkämpfer schwächer, Assange steht als gestörter Egozentriker und möglicher Vergewaltiger in der Öffentlichkeit. Wenn ich mir eine Strategie hätte ausdenken müssen, um die Punkte des Konsens von oben zu erreichen, dann würde sie genau so aussehen. Das für das Erreichen der Ziele der Strategie auch Hilfe von Dritten kam – geschenkt. Gute Beobachtung der Vorgänge war ausreichend, um Sollbruchstellen zu erkennen.

Aber ist eh nur ’ne wilde Verschwörungstheorie, nichwahr?

 

Mit offenen Karten!

Wenn ich diesen Artikel bei n-tv lese, verspür ich so etwas wie Genugtuung. Und ein inneres, lautes Lachen. Die beschweren sich alle auf dem üblichen Weg darüber, dass wikileaks nicht den üblichen Weg gegangen ist. Hallo? DAS IST DER SINN DARAN. Weg mit den üblichen Mitteln. Weil die eben nicht zu mehr Klarheit geführt haben und auch gar nicht sollten. Unmoralisch wird das Handeln von wikileaks genannt. Ach, da ist der Begriff dann mal wieder relevant für die eigenen Argumentation?

Und noch was: die schießen sich gerade alle auf Assange als Bösewicht ein. Was aber, wenn der internationale Haftbefehl zuschlägt und dann (vorerst) kein Assange mehr als Symbol herhalten kan und wikileaks (oder eine vergleichbare Organisation) trotzdem noch weiter veröffentlicht, was nicht veröffentlicht werden soll?

Treffer, versenkt!?

Ich kann dieses Transparenzgesülze in Zusammenhang mit wikileaks (derzeit dysfunktional) nicht mehr hören/lesen. Da schwingen sich alle paar Minuten irgendwelche selbsternannten Demokratiefreunde auf, um die Initiative schlecht zu reden. Auf-dem-Boden-liegende lassen sich auch besser treten, nicht wahr? Zu wenig Transparenz, zu viel Diktatur seitens Assange, zu viel brach liegende, der Veröffentlichung harrende Dokumente – natürlich sind das Kritikpunkte, die es zu diskutieren gibt, aber nicht in dieser Nachtritt-Manier. Mich beschleicht auch der Verdacht, dass bei nicht wenigen Journalisten der Verstand der Emotion gewichen ist. Wikileaks war schon immer so was zwielichtiges, die machen, was ich nicht kann/darf/will/whatever.
Ich denke, dass die US-Nachrichtendienste (und nicht nur die) mehr als nur eine Strategie zur gezielten Störung verfolgt haben (würde wohl jeder mit etwas Weitsicht so tun) und wenn es eine weitere gab, beispielsweise die öffentliche Diskreditierung des gesamten Projekts, muss man jetzt zu dem Schluss kommen, dass der Verlauf der Maßnahmen als erfolgreich zu bezeichnen ist. Zum Kotzen!

Nachtrag: Das Bild in der Presse ist in meinen Augen derzeit, dass sich im Augenblick die meisten Leute mit der Einrichtung wikileaks beschäftigen, aber nicht mehr mit den veröffentlichten Dokumenten. Im Gegenteil. Da die Organisation an vielen Stellen als dubios beschrieben wird, zählt das automatisch auch für die veröffentlichten Dokumente.