So. Nach recht wenig Bedenkzeit musste jetzt ein neuer mobiler Rechner her. Und zwar etwas mit realer Tastatur und der Möglichkeit, da ein anständiges Betriebssystem™ zu installieren. D.h. Tablets zB. fielen schon mal raus. Sonstige Anforderungen: Gewicht max. 1.5 kg, Akkulaufzeit bei moderater Nutzung wenigstens 3-5h, neben Wifi muss LAN dran sein und Rechenleistung deutlich über Atom-Niveau.
Da eigentlich in diesen Breiten der Nerd-Welt nur noch 3 dominierende Systeme (win[8], osx, chrome) auf Neugeräten zu finden sind, war die Option gutes gebrauchtes Demo- oder Vorführgerät nicht so abwegig. Doch es gibt immer noch einige, wenige Angebote mit den gewünschten Features. So zum Beispiel das kleine TravelMate B133-M, das von Haus aus mit einem vorinstallierten Linpus-Linux im Minimalumfang kommt. Also nicht mal ein grafische Oberfläche startet. Vielleicht wär das ja nachzuinstallieren, aber der Screenshot im Wikipedia-Artikel schreckt eigentlich schon ab.
Also nicht länger gewartet, sondern bestellt. Es kam auch sehr fix und brachte wenige Überraschungen mit sich. Zum ominösen Ausdruck „Linux (boot only)“ im Angebot hatte sich der Support schon geäußert. Den ekelhaften Glanzlackrahmen um’s Display hatte ich leider nicht bemerkt, aber da werden sich im Lauf der Zeit schon genug passende Aufkleber finden. Die Tastatur verdient zwar den Namen, ist aber ergonomisch gesehen eine Enttäuschung. Auch überraschend: keine LED-Anzeigen für Wifi/Bluetooth oder CapsLock. Leider macht auch die Betriebsleuchte nicht viel mehr als vor-sich-hin-leuchten. Ein Doppelnutzung zum Beispiel als Anzeige für HD-Aktivität wäre wohl zu clever.
Ohne lange zu fackeln wurde ein mit Debian wheezy bestückter Stick eingestöpselt und mit der Installation begonnen. Nach ca. 3 Stunden lief das System und ein Großteil der verbauten Hardware lief ohne weitere Eingriffe sofort. Sogar die Fn-Tasten machten bis auf eine Funktion (Helligkeitssteuerung) das, was auf sie aufgedruckt ist. Hand auflegen war für die Steuerung der Displayhelligkeit (Kernel-Parameter ergänzen: acpi_backlight=vendor)und beim Touchpad nötig. Obwohl Letzteres an sich funktionierte, fehlte mir die rechte „Maustaste“ (Schalter unter dem Pad), was aber mehr am installierten Gnome 3 liegt. Einmal richtig konfiguriert, lassen sich auch Multitouch-Gesten nutzen und somit auch der Zwei-Finger-Tapp für’s Kontextmenü. Den SD-Karten-Leser hab ich allerdings bis jetzt noch nicht zur Mitarbeit überreden können.
Mittlerweile hab ich mit diesem gnome (vorerst) arrangiert und es soweit auf meine Bedürfnisse angepasst, dass es keine großen Schmerzen mehr verursacht. Interessanterweise gefällt mir sehr gut, dass die Farbverwaltung aus dem Stehgreif funktioniert und der Display auch sofort mit einem Colorimeter kalibriert werden konnte. Jetzt passen zwar die Farben (vorher: stark bläulich, daher sehr hell wirkend), aber dafür sieht die Ausleuchtung nicht sonderlich erfreulich aus.
Der kleine Rechenknecht übersetzt einen neuen Kernel (hier: 3.9.1) mit einer angepassten Konfiguration in ca. 12 min, das reicht aus. Am anderen Ende der Leistungsanforderung sagt powertop: reichlich 7 Watt bei Batteriebetrieb und 800 MHz, Laufzeitschätzung: 500 min.
Weitere Details oder Methoden (siehe SD-Leser) folgen.